Schon auf dem Debütalbum „404“ meisterte die Berliner Band PORTMONEE den Spagat zwischen Indie und Mainstream. Mit „Gesichter ohne Menschen“ (GoM) folgt der nächste Longplayer auf das 2020 veröffentlichte Debüt und erscheint über CHATEAU LALA als CD und Vinyl.
Menschen können 5000 Gesichter identifizieren, die flüchtig durch die Timelines der Nation fliegen und es macht den Anschein als würden sie sich kennen, tun es aber nicht. Sie verpassen sich - gelangweilt von zu viel Entertainment und deprimiert vom täglichen digitalen Abgleich mit den anderen Gesichtern. Es scheinen perfekte Menschen zu sein, diese Gesichter, schaut man sich nur die vielen Liebeserklärungen samt automatisiert ästhetischer Fotos dieser Parvenüs in den Online Galerien an sich selbst an. Ein binäres Paradies, du bist geil oder nicht, ist doch ganz einfach. Und bist du es nicht, bekommst du zum Trost dein personalisiertes Trauma, für dich allein, Major Depression. Gesichter ohne Menschen ist zugleich Plädoyer für das Hässliche und Empowerment für Zurückgelassene, sowie eine Utopie von der Überwindung der eigenen Angst. Ein innerer Konflikt, der sich auf dem Album auch in den Instrumentals wiederspiegelt, die oftmals nicht nur vor Angst, sondern auch vor Wut strahlen. Der Auftrag PORTMONEEs ist eindeutig: Die bad feelings loslassen, die dunklen Geräusche im Kopf sowieso. Und wenn es nicht funktioniert, ist es auch okay. Vielleicht morgen. Es geht um den Versuch. Gesichter ohne Menschen hat scharfe Konturen, eine krause Stirn, darunter wache Augen und manchmal heben sich die Mundwinkel.
