Erstaunlich melodieverliebt kommt die fünfte Doc Schoko-LP „Skulpturen Für Die Flaschenpost“ daher. Weitestgehend tiefenentspannt, einen Hauch von Tropicalia und Exotica an Bord, steuern die neuen Songs eher Richtung Lofi-Psychedelic-Pop als zum Röhren-verliebten Garagenbeat früherer Platten. Es ist komplexer und filigraner geworden im Arrangement und erinnert in Momenten an Songgeschichten von Serge Gainsbourg oder Baxter Dury in der Heimstudio-Version.
Stimmlich bewegt sich der raue, kantige Bariton vom Doc immer mehr zwischen Crooner und dem bewährten „literarischen“ Sprechgesang aus der Schule von Lou Reed, Ray Davies oder Mark E. Smith, erfreulich regelmäßig besänftigt von Kristina Kellers klarer, warmen Stimme. Da passen sogar Passagen folkartiger Mehrstimmigkeit in das neue Klangbild, denn trotz aller Elektrobeats, Akustik-Gitarren und Synthesizer bleibt „Skulpturen“ ein typisches Doc Schoko-Album, auch die Telecaster bleibt das prägende Instrument. In den Texten geht es gewohnt wortgewaltig, bildreich und voller Untiefen zu. Zwischen Alltags- und Fantasielandschaften knapp und präzise skizziert, bleibt viel Platz für die Geschichten an der eigenen Substanz; die Chance, Wut und Melancholie, Spielfreude und Humor in jene positive Energieform umzubündeln, die wir Musik nennen; Knoten zu lösen, neue Perspektiven zu entdecken.